Dysgnathie
Passen Ihre Kiefer nicht richtig zusammen, können Sie den Mund nicht richtig schließen oder ist Ihr Gesicht sehr schief, dann könnte eine sogenannte „Komplexe Dysgnathie“ bei Ihnen vorliegen.
Grundzüge der Dysgnathiebehandlung
Passen die Zähne nicht richtig aufeinander, so kann dies an einer alleinigen Fehlstellung der Zähne liegen. Hier ist dann eine kieferorthopädische Behandlung (ohne Operation) in vielen Fällen ausreichend. Häufig stehen aber nicht nur die Zähne falsch, sondern auch die Kiefer passen nicht richtig zueinander. Eine Fehlstellung (oder auch Fehlbildung) der Kiefer kann zu schweren Funktionsstörungen und Schmerzen führen. Häufig treten die Symptome erst im Erwachsenenalter auf und nehmen dann im Verlauf weiter zu. Typische Symptome sind:
- Schmerzen der Kaumuskulatur (Wangen- und Schläfenbereich)
- Einschränkungen der Mundöffnung und beim Kauen und Abbeißen
- Schmerzen im Bereich der Kiefergelenke
- Kopfschmerzen
- Nacken- und Schulterschmerzen
- Ggf. Schnarchen und/oder Schlafapnoe
Die Behandlung einer solchen Dysgnathie (Fehlbiss) erfolgt dann interdisziplinär in drei Phasen. Ihr Kieferorthopäde und die Klinik am Kaiserteich arbeiten eng zusammen. Während zunächst die Zähne kieferorthopädisch “gerade” gestellt werden und sogenannte dentale Kompensationen aufgelöst werden (Dekompensation!) (Phase 1), folgt dann die operative Kieferumstellung bei uns (Phase 2). Schließlich erfolgt die Feineinstellung der Zähne” wieder kieferorthopädisch und anschließend die Retention (Phase 3).
Ihre Behandlung bei uns. Die chirurgische Therapie. Planung und Operation.
Müssen bei Ihnen die Kiefer korrigiert werden, so setzt dies eine umfangreiche Planung und Vorbereitung voraus für die wir uns viel Zeit nehmen. Zum einen erheben wir vor der Operation alle relevanten Daten, um bestmöglich die Operation planen zu können. Dadurch minimieren wir operationsimmanente Risiken. Zum anderen legen wir viel Wert auf eine ausführliche Information und Aufklärung unserer Patienten. Sie sollen ausreichend Gelegenheit erhalten, Ihre Fragen an uns zu richten und Ihre Sorgen zu artikulieren. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Behandler ist eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Behandlung.
Je nach medizinischer Notwendigkeit bieten wir Ihnen das gesamte Spektrum der Dysgnathiechirurgie von der bimaxillären Umstellungsosteotomie (Bimax), Gaumen- oder Unterkieferverbreiterung, über die Kinnplastik bis hin zur Unterkiefer- oder Mittelgesichtsdistraktion.
Korrektur von Mesialbiss und Distalbiss
Es ist für den erfahrenen Chirurgen ohne Bedeutung, ob ein Distalbiss (Rücklage des Unterkiefers) oder eine Progenie (Vorbiss des Unterkiefers) vorliegt, entscheidend ist das Planungskonzept der Behandlung und das Ziel, eine normale bzw. funktionelle Zahn- und Kieferstellung zu erhalten. Dabei kommt es regelmäßig auch zu ästhetischen Verbesserungen des Gesichtsprofils.
Korrektur von Asymmetrien der Kiefer und ausgeprägten Fehlbildungen
Die Korrektur von Asymmetrien und Fehlbildungen der Kiefer ist bedeutend schwieriger und stellt auch für den erfahrenen Chirurgen eine große Herausforderung dar. Häufig reichen hier die operativen Standardverfahren nicht mehr aus, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Hier findet z.B. die Distraktion von Kieferknochen ihren Anwendungsbereich, mit der auch größere Längenunterschiede ausgeglichen werden können.
Nach sorgfältiger Analyse der jeweils vorliegenden Befunde und ggf. Konsultation Ihres Kieferorthopäden schlagen wir Ihnen eine auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmte Behandlungsmethode vor.
Um Ihnen ein Vorstellung von einer typischen Dysgnathiebehandlung zu vermitteln, haben wir drei häufige Konstellationen für Sie animiert. Stehen die Unterkieferzähne vor den Oberkieferzähnen (mandibuläre Prognathie), dann verläuft die Behandlung wie im folgenden Film dargestellt:
Ist der Unterkiefer zu kurz und die Unterkieferschneidezähne stehen weit hinter den Oberkieferzähnen (mandibuläre Retrognathie), dann verläuft die Behandlung wie im folgenden Film dargestellt:
Häufig stellt sich heraus, dass die Kiefer in der Breite zu schmal sind. Insbesondere im Oberkiefer ist dies nicht selten. Als Behandlungsziel ist dann die Verbreiterung des Oberkiefers kausal zielführend und nicht die Entfernung von Oberkieferzähnen, denn der Kiefer ist ja zu schmal und nicht die Anzahl der Zähne zu hoch. Die Behandlung erfolgt wie im folgenden Film dargestellt:
Nachbehandlung
Wenn die Kiefer operativ in die richtige Position gebracht wurden, dann fängt auch schon die Nachbehandlung an. Wir helfen Ihnen, sich schnell wieder zu erholen. In den ersten Tagen sollten Sie sich ausruhen, das Schmerz- und Wundmanagement übernehmen wir. Nach ca. einer Woche werden die Gummis zwischen Ober- und Unterkiefer, die am Ende der Operation eingehängt werden, gelockert und der sogenannte Zielsplint i.d.R. entfernt. Nun kann auch der Kieferorthopäde mit der Feineinstellung der Zähne beginnen. Die meisten Kollegen nutzen dafür ebenfalls Gummis. Wenn die Wundheilung weiter vorangeschritten ist, dann übernimmt der Kieferorthopäde wieder die Behandlungsführung. Wir stehen Ihnen natürlich weiterhin für Fragen zur Verfügung!
Systematik der Kieferfehlstellungen/-fehlbildungen
Vertikale Fehlstellung (falsche Kieferhöhe)
Die Fehlstellung der Kiefer kann darin bestehen, dass die Höhe nicht stimmt. So kann der Oberkiefer im hinteren Bereich (Backenzähne) etwas zu tief stehen. Dies zeigt sich daran, dass der Patient die Frontzähne (und ggf. Lippen) nicht schließen und deshalb auch nichts abbeißen kann (Frontoffener Biss). Hängt der Oberkiefer z.B. insgesamt zu tief bzw. ist er zu hoch, dann kann der Patient die Lippen nur mit Mühe schließen und schon beim geringsten Lächeln zeigt der Patient sein gesamtes Oberkieferzahnfleisch (Gummy Smile).
Sagittale Fehlstellung (Kiefervorlage, Kieferrücklage)
Eine typische Fehlstellung stellt die Kiefervor- und/oder Rücklage dar. Hier ist ein Kiefer zu lang oder zu kurz gewachsen. Während im Normalfall die Unterkieferfrontzähne direkt hinter den Oberkieferschneidezähnen stehen sollten, ist dies bei dieser sagittalen Fehlstellung nicht der Fall. Der Patient kann nicht richtig Abbeißen/Kauen und mit zunehmendem Alter treten Folgebeschwerden wie Kiefergelenksschmerzen, Kaumuskelschmerzen, Nacken- und Schulterbeschwerden auf.
Transversale Fehlstellung (falsche Kieferbreite)
Natürlich kann ein Kiefer auch einfach zu schmal sein. Häufig sieht man dies im Oberkiefer, aber auch der Unterkiefer kann betroffen sein. Während im “Normalfall” die Oberkieferzähne immer außen stehen sollten (zur Wange hin), ist dies bei einem zu schmalen Oberkiefer nicht der Fall. Es zeigt sich ein seitlicher Kreuzbiss, die Unterkieferseitenzähne stehen weiter Außen als die Oberkieferseitenzähne. Auch diese Fehlstellung kann das Kauen massiv funktionell beeinträchtigen.
Komplexe kombinierte Fehlstellungen
Jeder Patient ist ein Unikat und so verwundert es auch nicht, dass bei vielen Patienten mehrere der o.g. Fehlstellungen in Kombination mit unterschiedlicher Ausprägung vorkommen. Einige kombinierte Fehlstellungen können innerhalb einer einzigen Operation behoben werden, bei anderen Kombinationen sind mehrere (operative) Schritte erforderlich.
Fallbeispiel 1 (von 8)
Neun Monate später folgte die komplette Entfernung des gesamten Osteosynthesematerials.
Fallbeispiel 2 (von 8)
Nach kieferorthopädischer Vorbehandlung erfolgte die Oberkiefervorverlagerung sowie eine Schwenkung und Rückverlagerung des Unterkiefers (Bimax).
Fallbeispiel 3 (von 8)
Die Entfernung des eingebrachten Osteosynthesematerials erfolgte 10 Monate später.
Fallbeispiel 4 (von 8)
Acht Monate später wurde das gesamte Osteosynthesematerial entfernt und wunschgemäß das Kinn um 6mm zurückverlagert.
Fallbeispiel 5 (von 8)
Neun Monate später erfolgte die Entfernung des Osteosynthesematerials.
Fallbeispiel 6 (von 8)
Neben der Korrektur des Fehlbisses und Normalisierung der Kaufunktion zeigte sich auch eine deutliche Profilveränderung.
Fallbeispiel 7 (von 8)
Fallbeispiel 8 (von 8)
In einem ersten Behandlungsschritt wurden Ober und Unterkiefer verbreitert (transversaler Erweiterung). Allein dadurch zeigte sich schon eine Verbesserung der Atmung im Schlaf.
Nutzen und Risiken einer Dysgnathiebehandlung
Eine Dysgnathie-OP ist immer ein großer Eingriff und die Entscheidung dafür sollte gut überlegt sein. Es ist wichtig, die Risiken und Vorteile zu verstehen und die möglichen Auswirkungen auf Ihr Leben zu bedenken. Viele Patienten berichten von erheblichen Verbesserungen in Bezug auf die Kieferfunktionen (Kauen), die Atmung (auch Schnarchen), das Aussehen und die Sprache. Chronische Nacken- und Kopfschmerzen werden teilweise stark verringert oder verschwinden vollständig. Aber es kann – wie bei allen medizinischen Behandlungen - auch zu Komplikationen kommen. Neben den allgemeinen Risiken wie Infektionen und Blutungen, können spezifische Komplikationen wie Nervenschädigungen auftreten, die zu Taubheitsgefühlen im Gesicht (v.a. im Bereich der Unterlippe) führen. Ebenfalls kann es zu Schwierigkeiten beim Öffnen und Schließen des Mundes kommen, oder zu Veränderungen in der Aussprache und im Kauen. In einigen Fällen kann auch das ästhetische Ergebnis nicht ihren subjektiven Erwartungen entsprechen. Manchmal verändert sich die Lage der Kiefer nach einem Eingriff auch noch etwas, so dass in seltenen Fällen mehrfach operiert werden muss. Schließlich werden in der Literatur noch sehr seltene Schädigungen, wie Verletzung von Augennerven und atypischen Kiefer-/Schädelbrüchen, etc. beschrieben. Zusammengefasst sind v.a. die letztgenannten Risiken recht selten, so dass bei einem ausgeprägten Fehlbiss der Nutzen überwiegt.
Aber die Entscheidung für/gegen eine Dysgnathie-Operation liegt allein bei Ihnen! Gerne beraten wir Sie und geben Hilfestellungen bei ihrer Entscheidung!
Um unseren Patienten einen detaillierteren Überblick über typische Behandlungs- und Operationsrisiken zu geben, haben wir einige Aufklärungsbögen für häufig durchgeführte Behandlungen zusammengestellt die Sie hier finden.
Reichsstrasse 59
40217 Düsseldorf
Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie
Prof. Dr. Dr. Jörg Handschel und Kollegen
Dermatologie
Dr. Klaus Schulte
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